Blog: Nutzerakzeptanz Bidi-Charging – Top oder Flop?

Das Interesse bei Kunden ist da – aber ein Selbstläufer wird Bidi-Laden nicht

Nutzerakzeptanz Bidi-Charging: Top oder Flop?

Noch fehlen in Deutschland einige regulatorische Voraussetzungen für bidirektionales Laden. Trotzdem treiben viele Akteure die Entwicklung entsprechender Produkte und Geschäftsmodelle intensiv voran. Bisher lag der Fokus vor allem auf der technischen Umsetzung. Doch zentrale Fragen wie die Nutzerakzeptanz zum Bidi-Charging bleiben offen.

Viele E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer warten sehnsüchtig auf den Start des bidirektionalen Ladens jenseits von Pilotprojekten. Doch wie groß ist das echte Interesse auf Nutzerseite? Welche Angebotsmodelle sind vielversprechend? Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft – und welche Erlöspotenziale ergeben sich daraus? Welche Unterschiede gibt es nach Nutzersegment und V2X-Use-Case?

USCALE hat genau diese Fragen zum nun dritten Mal in einer umfangreichen Studie untersucht. Die Analyse liefert aktuelle Einblicke in Erwartungen, Hürden und Präferenzen potenzieller Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland.

Das Interesse der Kunden ist da – aber ein Selbstläufer wird Bidi-Charging nicht

Das Interesse ist da – doch für den Marktdurchbruch braucht es überzeugende Angebote und belastbares Vertrauen. Rund 30 % der heutigen E-Auto-Fahrer sind bereit, ihr Fahrzeug im Rahmen von Vehicle-to-Home (V2H), Vehicle-to-Grid (V2G) oder Vehicle-to-Business (V2B) auch als Energiespeicher zu nutzen. Damit wird deutlich: Die Technologie hat Potenzial – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Was heißt das für Anbieter?

V2X bietet vielversprechende Möglichkeiten für Anbieter im Ökosystem der Elektromobilität und Energiedienstleistungen. Dass BEV-skeptische Verbrennerfahrer noch sehr zurückhaltend sind, überrascht nicht. Wenn die Technologie überzeugt, wird die Zustimmung auch unter den BEV-Kritischen steigen.

Sind 30% viel oder wenig?

Die 30% der Befragten, die sich grundsätzlich vorstellen können, bidirektionales Laden zu nutzen, sind ein starkes Signal. Unsere Methodik ist valide und reliabel – das heißt: Dieses Interesse ist belastbar. Gleichzeitig gilt aber auch: Die Befragten haben den sogenannten Product-Market-Fit einer Technologie bewertet, ohne dass alle technischen, regulatorischen oder finanziellen Rahmenbedingungen bekannt waren. Die 30% gelten also unter idealisierten Annahmen – in der Realität dürfte der Anteil geringer ausfallen. Wenn wir vorsichtig kalkulieren und diesen Wert halbieren, bleibt ein Potenzial von etwa 15%. Genau hier verläuft die kritische Schwelle zwischen den Early Adopters und der Early Majority – also jener Phase, in der sich entscheidet, ob sich eine Innovation langfristig im Markt etabliert.

Was heißt das für Anbieter?

V2X zeigt Potenzial, aber Bidi-Charging wird kein Selbstläufer. Anbieter dürfen nicht darauf vertrauen, dass sich Bidi-Laden „von allein“ in großem Stil durchsetzen wird. Vielmehr müssen sie sehr genau analysieren, welches Angebot funktioniert und welches nicht, wer V2x nutzt, wer warum nach dem Honeymoon wieder aussteigt und wie der Sprung in den Massenmarkt gelingt.

Von idealistisch zu wirtschaftlich: Motive für V2x verändern sich

Vieles spricht für bidirektionales Laden. Ökologische Überzeugung ist für viele der erste Impuls. Mit zunehmender Marktverbreitung von E-Autos gewinnen wirtschaftliche Motive an Bedeutung. Die größten Barrieren: Sorgen um die Batterielebensdauer, mangelndes Vertrauen in die Technologie und eine als unzureichend empfundene finanzielle Incentivierung.

Was heißt das für Anbieter?

Anbieter müssen sich auf die verschiedenen Zielgruppen einstellen und sie mit den Botschaften ansprechen, für die die jeweilige Zielgruppe „schwingungsfähig“ ist. Die Studie zeigt die Details.

Vehicle-To-Grid: Kunden sind bereit, wenn die Vergütung stimmt

Bei Vehicle-to-Grid liegen die Vorteile vor allem bei Netzbetreibern und Energieversorgern. Damit Fahrer tatsächlich einsteigen, müssen die erwarteten finanziellen Vorteile nennenswert sein. Die Befragten erwarten eine Vergütung, die deutlich über dem Einkaufspreis liegt.

Was heißt das für Anbieter?

Ist die Vergütung zu gering, lösen sich die Geschäftsmodelle schnell in Luft auf. Die Studie zeigt, wo für verschiedene Zielgruppen die kritischen Grenzen liegen.

Vehicle-To-Home: Kunden sind bereit, wenn der Preis stimmt

Bei Vehicle-to-Home profitieren vor allem die Nutzer selbst. Die Mehrheit ist bereit, bis zu 1.500 Euro in Wallbox und Fahrzeugtechnik zu investieren, um V2H nutzen zu können.

Was heißt das für Anbieter?

Sind die Kosten zu hoch, lohnt sich V2H nicht und die Technik wird im übertragenen und wörtlichen Sinn nicht gekauft. Die Studie zeigt, welche Zielgruppe welche Grenzen zieht.

Vertrauen entscheidet über Erfolg von V2X – „alles aus einer Hand“ bevorzugt

Ladetechnikanbieter genießen aktuell das höchste Vertrauen als Lösungspartner – insbesondere, wenn sie eine Komplettlösung anbieten. Mit dem Einstieg neuer Kundensegmente in die Elektromobilität verschieben sich jedoch die Präferenzen und andere Anbieter gewinnen an Bedeutung.

Was heißt das für Anbieter?

Anbieter müssen sich auf die Zielgruppe einstellen und ihre spezifischen USPs vermarkten. Welche USPs bei welcher Teilzielgruppe punkten, hängt vom jeweiligen Use-Case und den individuell wahrgenommenen Hürden ab. Die Studie zeigt, wo die Chancen für Energieversorger, Energiedienstleister, Autohändler und Autohersteller liegen.  

Wie gelingt der Hochlauf von V2X?

Der Markt für bidirektionale Ladelösungen steht noch völlig am Anfang. Viele E-Auto-Fahrer in Deutschland warten sehnlich darauf, dass es endlich losgeht. Ob die Erwartungen erfüllt werden oder ob es zur großen Enttäuschung kommt, haben die Anbieter in der Hand.

Die ersten Lösungen für Vehicle-To-Home sind auf dem Markt. Der Fokus auf DC-Laden zuhause und andere Randbedingungen, wie z.B. die Begrenzung des Autoherstellers VW auf 10.000 kWh, die maximal entnommen werden dürfen, machen das Angebot jedoch noch unattraktiv. Andere Angebote im AC-Bereich werden folgen. Sobald die Regulatorik für V2G steht, wird es auch für diesen Use-Case losgehen.

V2X wird wie andere Innovationen sein Markt Segment für Segment erobern müssen. Nach den Innovatoren werden die Early Adopter einsteigen, die dann die Early Majority überzeugen muss. Jedes Segment wird andere Erwartungen haben. Anbieter müssen den Markt segmentweise, also Schritt für Schritt erobern. Wir bei USCALE werden den Markt für Bidi-Lösungen begleiten und unsere Kunden mit detaillierten Analysen und Handlungsempfehlungen versorgen.

Zur Bidirectional Charging Study

Im April 2025 wurden insgesamt 1.862 E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer mit unterschiedlichen Ladegewohnheiten befragt. Zusätzlich diente eine Vergleichsgruppe von 506 Verbrenner-Fahrern mit unterschiedlich starkem Interesse an E-Autos als Referenz. Zur Ermittlung der Nutzungsbereitschaft kam das Pain-Gain-Konstrukt zum Einsatz. Die Studie wurde in Deutschland durchgeführt.

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Wie gestalten Sie Ihr Angebot? Können Sie die Nutzungsbarrieren bei den Zielgruppen entkräften? Mit welchen USPs wollen Sie Ihr Angebot vermarkten?

In unserer Nutzerstudie zu V2X finden Sie differenzierte Nutzersegmente, Nutzungsbarrieren und erste Hinweise auf Payment-Bereitschaft. Hier finden Sie weitere Infos zur Studie und eine vollständige Übersicht der Studieninhalte.

Wir unterstützen Sie mit Daten, Studien und Insights aus unseren repräsentativen Erhebungen. Kontaktieren Sie uns – wir helfen mit unsere Multi-Client-Studien und Ad-hoc-Studien.

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